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Heute im Blog: Jagdhörner bei Gesellschaftsjagd unverzichtbar

  • Autorenbild: Christoph Boll
    Christoph Boll
  • vor 2 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 20 Stunden

Die Zeit der Treib- und Drückjagden hat begonnen und damit auch in Wald und Feld der Klang der Jagdhörner. Die Tonfolgen sind weit mehr als Brauchtumspflege. Mit den Signalen verständigen sich die Jagdteilnehmer untereinander


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Den größten Teil des Jahres gehen die Jäger alleine auf die Pirsch. Doch von Mitte Oktober bis in den Januar stellen sie gemeinsam dem Wild nach. Das reicht vom kleinen „Drückerchen“ im Revier mit einer guten Hand voll Freunden bis zu den großen Gesellschaftsjagden mit 100 oder mehr Teilnehmern. Wenn die Einladung zur Jagd schon Grund zur Freude ist, so sind die Jagdhornsignale am Tag der Jagd die Würze für ein erlebnisreiches Geschehen.


Jagdgegner mögen sie für überkommene Rituale oder sentimentales Gedöns halten. Sie belegen mit dieser Einschätzung nur ihre Unkenntnis. Die allgemeinen Signale wie „Begrüßung“, „Jagd vorbei“ und „Halali“ oder das Verblasen der Strecke mit den Totsignalen, mit denen dem erlegten Wild die letzte Ehre erwiesen wird, könnten vielleicht noch als reine folkloristische Tradition abgetan werden.



Spätestens aber bei den Jagdleitsignalen wird deutlich, dass der Klang der Hörner mehr als Brauchtumspflege und auch heute unverzichtbar ist. Er ist weithin hörbar und dient bei Gesellschaftsjagden zur Verständigung der Teilnehmer untereinander in unübersichtlichem Gelände und dort, wo Mobiltelefone keinen Empfang haben. Wie in einer Stafette werden die Kommandos teils über weite Entfernungen weitergegeben, bis sie auch beim Letzten angekommen sind und er sein Verhalten danach ausrichtet. Es geht um die Abstimmung der Jäger untereinander und der Jäger mit den Treibern. Damit wird der Jagdablauf gelenkt. Das Jagdhorn hat also hohen praktischen Wert.


Jagdsignale sind lebenswichtig


Die Signale haben aber auch lebenswichtige Bedeutung. Denn „Das Ganze – Anblasen des Treibens“ heißt nichts anderes, als dass die Jäger ihre Waffen laden und freigegebenes Wild beschießen dürfen. Die Treiber beginnen mit ihrer Arbeit. Und spätestens wenn „Hahn in Ruh“ erklingt, darf nicht mehr geschossen werden. Die Waffen sind sofort zu entladen. Zwischendurch gibt es Anweisungen zu klar definierten Aufgaben sowie Warnsignale und Hilferufe bei Gefahren und Unfällen. Die Bedeutung der Jagdsignale ist also nicht umsonst auch heute noch Ausbildungs- und Prüfungsinhalt für Jagdscheinanwärter.


Der deutsche Barockkomponist Johann Valentin Görner hat die vielfältige Funktion des Jagdhorns 1744 in einem kleinen Gedicht beschrieben:


Gefesselt hängt's mir an der Hüfte des Waidmanns Schmuck und blanke Zier, früh weckt es durch die Morgenlüfte, bläst an die Jagd: auf ins Revier!

Es mahnet die Hunde, es gellt in der Not, es lockt in der Runde, es schmettert „Hirschtot“!


Bereits in vorgeschichtlicher Zeit trug das Jagdhorn zum lebensnotwendigen Erfolg der Jagd bei. Im Mittelalter kam der Olifant zum Einsatz, eine aus Elfenbein gefertigte Trompete. In Frankreich wurde im 13. Jahrhundert im Jagdbuch „La chace dou cerf“ (Die Hirschjagd) der rege Gebrauch von Jagdsignalen beschrieben. Deutsche Jagdsignale hat erstmals der kursächsische Oberforst- und Wildmeister sowie Jagd- und Militärschriftsteller Johann Friedrich von Flemming Anfang des 18. Jahrhunderts in seinem Werk „Der vollkommene teutsche Jäger“ schriftlich fixiert.


Heute werden im Alltag meist Fürst-Pless-Hörner verwendet. Selten findet man auf der Jagd mal ein Ventilhorn oder ein Taschenhorn, die beide anspruchsvoller zu spielen sind. Den Sauerländer Halbmond sieht man fast nur bei festlichen Anlässen. Häufiger finden sich Parforcehörner. Sie erklangen schon zu Zeiten der Parforcejagden mit den Fanfaren der „chasse à courre“ aus Frankreich.


In Deutschland wurden nach der napoleonischen Besatzungszeit neben den Reitjagden auch die Schleppjagden populär. Für sie gab es ebenfalls Jagdsignale und Fanfaren. Dieses ehemalige reiterliche Notenmaterial, das auf Reit- und Schleppjagden im 19. Jahrhundert geblasen wurde, ist größtenteils in den Weltkriegsjahren des 20. Jahrhunderts verloren gegangen. Einzig in der Heeres-Druckschrift 32 vom 1. September 1936 befinden sich einige alte Jagdsignale für Es-Parforcehörner. Heute werden wieder Jagdsignale und Fanfaren für Reit- und Schleppjagden angeboten.


Richtlinien für Bläser-Wettbewerbe


Für Wettbewerbe im Jagdhornblasen existiert eine Richtlinie des Deutschen Jagdverbandes (DJV). Darin sind verbindlich Vorgaben für Gruppengröße, Kleidung und die Verwendung des Fürst-Pless-Hornes, in der „Gemischten Gruppe“ auch die des Parforcehorns in B formuliert. Die Signale sind oft zweistimmig, mitunter einstimmig oder selten vierstimmig, in der „Gemischten Gruppe“ mitunter auch sechsstimmig.


Ein Großteil der heutigen Jagdsignale jedoch stammt direkt aus der preußischen Militärzeit des 19. Jahrhunderts bzw. lässt sich mit kleinen Änderungen von ihnen ableiten. Allerdings hatten sie beim Militär eine andere Bedeutung. Diese Herkunft verdeutlicht bereits, dass Jagdsignale ursprünglich weder erbauliche „Musikstücke“ waren, noch einen künstlerischen Anspruch verfolgten.



Die Anfänge der Jagdmusik reichen zwar bis in die Altsteinzeit zurück. Erst im 17. Jahrhundert aber wurden die Instrumente so verbessert, dass mehrstimmige Stücke gespielt möglich werden konnten. Die Weiterentwicklung der Hörner mündete in der Kunstmusik, etwa das „Glückwünschende Jagd-Ballett“ zum Geburtstag von Johann Friedrich von Brandenburg oder Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ und Johann Sebastian Bachs Kantate „Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd“. Instrumentale Jagdmusik haben viele namhafte Komponisten geschrieben – von Vivaldi, Haydn und Mozart bis zu Anton Bruckner, Gustav Mahler und Felix Mendelssohn Bartholdy. Und nicht zuletzt die Hubertusmessen, die in den nächsten Tagen vielerorts erklingen, zählen zur Jagdmusik.

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