Heute im Blog: Jägerwünsche zum Osterfest
- Jürgen Wermser
- vor 5 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 4 Tagen
Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und auf die Bundespolitik

Liebe Leserinnen und Leser,
in unserem Wochenkommentar vor dem Osterfest gehen wir auf die Stimmung bei den künftigen Koalitionspartnern ein und betrachten ihr Verhältnis zum ländlichen Raum. Im Mittelpunkt steht dabei das Thema Jagd mit den Aspekten Wolf, Waffenrecht und mehr Blühstreifen, von denen auch der Feldhase profitiert.
Ostern ist das höchste Fest der Christenheit, an dem Gläubige in aller Welt die Auferstehung Jesu feiern. Auch in Deutschland bereiten sich die Menschen auf die Festtage vor und freuen sich auf eine Zeit der Ruhe und auch Besinnung. In der Bundespolitik lässt üblicherweise die sonst gängige Betriebsamkeit und Aufgeregtheit kurzzeitig nach – Gelegenheit zum Nachdenken und auch Nachjustieren der eigenen Pläne und Vorhaben. Dies gilt nicht zuletzt für die mutmaßlich künftigen Koalitionspartner Union und SPD.
Jetzt haben hier erst einmal Parteigremien oder – wie bei den Sozialdemokraten – die einzelnen Mitglieder das letzte Wort. Der Vertrag, auf den sich die Unterhändler von CDU/CSU und SPD geeinigt haben, hat nach dem Urteil vieler Beobachter und Bürger mehr positive als negative Seiten. Doch gemach. Zu Anfang klingt vieles gut, erst die Mühen der (Regierungs-)Ebene werden zeigen, was dies tatsächlich wert ist. Schon beginnen erste Diskussionen über die richtige Auslegung des Koalitionsvertrags, etwa beim gerade für den ländlichen Raum so wichtigen Thema Mindestlohn. Teils widersprüchliche Äußerungen machten in den Medien die Runde. Da kann man aus Sicht der Bürger nur sagen: Wehret den Anfängen. Solche Unstimmigkeiten sollten unter den Beteiligten hinter verschlossenen Türen geklärt und bereinigt werden.
Quittung am Wahlabend
Streitigkeiten innerhalb einer Regierung haben wir in den letzten Jahren der Ampelkoalition leider mehr als genug erlebt. Entsprechend hart fiel auch die Quittung am Wahlabend aus. Daraus sollten Union und Sozialdemokraten gelernt haben. Mit einseitiger Parteiprofilierung mag man vielleicht die eigenen Mitglieder und ohnehin fest überzeugte Sympathisanten beeindrucken. Doch bei den Wählern hinterlässt ein solcher Zwist einen negativen, ja fatalen Eindruck. Egal welcher der beiden Koalitionspartner sich am Ende durchsetzt. Verlierer ist die Regierung als Ganzes.
Entscheidend ist jetzt, dass die Koalitionspartner nicht miteinander öffentlich diskutieren, sondern politisch liefern. Der Koalitionsvertrag bietet dazu bei entsprechend gutem Willen auch vernünftige Ansätze, wie unser Autor Christian Urlage kürzlich in einem Blogbeitrag herausgearbeitet hat. Die Koalitionäre würden Landwirte und ihre Mitarbeiter als natürliche Partner im Umwelt-, Klima- und Naturschutz sowie im Tier- und Artenschutz betrachten. Land- und Forstwirtschaft verdiene in ihren Augen Respekt, Anerkennung und verlässliche Rahmenbedingungen, egal wie groß der Betrieb sei. Wer will dem widersprechen?
Erfreuliche Äußerungen von Union und SPD gibt es auch zum Herdenschutz: „Wir nehmen den Wolf umgehend ins Jagdrecht auf und erneuern dabei das Bundesjagdgesetz (BJagdG) punktuell.“ Das Bundesnaturschutzgesetz wollen die künftigen Regierungspartner ändern, um eine rechtssichere Entnahme von Wölfen zu ermöglichen. Dies ist aus Sicht von Naturnutzern im ländlichen Raum ebenfalls ein richtiger Ansatz. Doch angesichts der schlechten Erfahrungen mit der früheren Ampel-Regierung ist leider auch hier eine gewisse Vorsicht geboten: Erst liefern, dann loben, so muss die Reihenfolge sein.
Kriminalstatistik zu pauschal
Doch nicht nur in Sachen Wolf, auch im Waffenrecht besteht durchaus Handlungsbedarf. Indirekt, indem in der Kriminalstatistik endlich zwischen Straftaten mit legalen und illegalen Waffen differenziert wird, damit Jäger und Sportschützen nicht nach jeder spektakulären Gewalttat pauschal mit an den Pranger gestellt werden. Sie haben Waffen unter strengen Voraussetzungen rechtmäßig erwerben dürfen und gehen in aller Regel sehr verantwortungsbewusst damit um. Deshalb ist es ein reines politisches Ablenkungsmanöver, immer nur nach einer Verschärfung des Waffenrechts zu rufen, während der Kern des Problems die Vielzahl illegaler Waffen in den Händen von Kriminellen ist. Sinnvoll ist daher ein konsequenteres staatliches Vorgehen gegen den illegalen Waffenbesitz. Dies sollte verbunden werden mit einer Entbürokratisierung beim Umgang mit legalen Waffen – siehe die Probleme bei der mittlerweile immer langwierigeren Verlängerung von Jagdscheinen. Jäger und Sportschützen, immerhin eine wichtige Wählergruppe, würden es den Koalitionspartnern danken.
Der Deutsche Jagdverband fordert derweil bessere Regelungen für Blühflächen, von denen Feldhasen, aber auch Rebhühner und Insekten profitieren. Diese Arten sind angewiesen auf strukturreiches Offenland mit Brachen und Blühstreifen. In Deutschland gibt es nach aktuellen Zahlen durchschnittlich 19 Hasen pro Quadratkilometer Offenland, also auf Feldern und Wiesen. Dies ist nach 2023 erneut der höchste Wert seit Beginn des Monitorings vor mehr als zwei Jahrzehnten. Unser Autor Christoph Boll ging gestern in seinem Blogbeitrag „Ein Hoch auf den (Oster-)Hasen“ ausführlich auf das Thema ein.

Apropos Jagd. In meiner Heimat Niedersachsen ist der Bestand der Feldhasen mit durchschnittlich 14 Hasen pro Quadratkilometer auf Feldern und Wiesen laut Landesjägerschaft im vergangenen Jahr etwas geschrumpft. Dieser leichte Rückgang liege im Bereich natürlicher Schwankungen, hieß es. Allerdings könne auch das Hochwasser zum Jahreswechsel 2023/24 in den betroffenen Regionen Einfluss auf die Hasenpopulation genommen haben. Insgesamt hat sich der Bestand an Feldhasen laut Landesjägerschaft seit 2017 positiv entwickelt. Im landesweiten Schnitt seien die Bestände um 23 Prozent gestiegen. Mit Sorge blicken die Jäger allerdings auf eine Viruskrankheit, die seit vergangenem September neben NRW auch in Teilen Niedersachsens bei Feldhasen auftritt: die sogenannte Myxomatose – eine tödlich verlaufende Krankheit.
In einigen Gebieten in Hessen und Rheinland-Pfalz haben Jäger im Frühjahr sogar bis zu 241 Tiere pro Quadratkilometer gezählt. In diesen Flächen erfolgt intensive Raubwildbejagung und es werden auch andere Maßnahmen ergriffen, um den Lebensraum der Feldhasen und anderer Tiere wie Rebhuhn und Feldlerche verbessern.
Trockenheit gut für Hasen
Die Trockenheit der vergangenen Wochen bietet gute Startvoraussetzungen für den Nachwuchs von Feldhasen, die ursprünglich Steppenbewohner sind. Auch Touristen und viele andere Menschen freuen sich über schönes, sonniges Wetter. Doch dieses hat leider – im übertragenen Sinne – auch viele Schattenseiten. Denn Europa entwickelt sich laut dem EU-Klimadienst Copernikus und der Weltmeteorologieorganisation WMO zum Hotspot des Klimawandels. 2024 sei das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen auf dem Kontinent gewesen, teilte die Organisation in dieser Woche mit. Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt. Die europäische Mitteltemperatur stieg erstmals über die 1,5-Grad-Marke des Pariser Klimaabkommens. Konsequenz: Extremwetterlagen werden immer häufiger, was nicht zuletzt unsere heimische Natur und Landwirtschaft zu teils tiefgreifenden Anpassungen zwingen wird.
Doch jetzt erst einmal genug der „hohen Politik“ und der gewichtigen, großen Themen. Genießen Sie die Ostertage im kleinen und privaten Kreis, mit Freunden und Familie, zu Hause und am besten auch mit einem Spaziergang durch die freie Natur. Und vielleicht begegnen Sie ja dort auch einem der mittlerweile häufiger anzutreffenden (Oster-)Hasen …
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes langes Osterwochenende und danach einen guten Start in eine neue positive Woche
Mit den besten Grüßen
Ihr Jürgen Wermser
Redaktionsleitung/Koordination
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