Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und zurück auf diese Woche
Liebe Leserin, lieber Leser,
unser Blick auf die zurückliegende Woche fällt diesmal weniger auf die speziellen Themen, die wir für „natur+mensch“ regelmäßig herauspicken. Bis auf die Reform des Bürgergeldes und härtere Strafen für Täter, die Geldautomaten sprengen, gab es in den letzten Tagen wenig über sachpolitische Entscheidungen zu lesen oder zu hören. Der Tag der Deutschen Einheit fand in angespannten Zeiten statt, in denen Wählerstimmungen kaum zum Motto des Festes in Schwerin passen. Brandmauern scheinen gerade in ländlichen Regionen löchrig zu werden. Zeitgemäß wenden wir uns auch dem zu, was die Menschen auf den Geschmack des Herbstes bringen kann. Überall beginnen Wildwochen. Wir verweisen dazu auf gute Adressen im Netz.
Mit dem Monat nach den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg hat das Jahr vor der Bundestagswahl begonnen. Die Innenpolitik ist in diesen Tagen weniger von Inhalten getrieben als dem Drang zur inneren Selbstreflektion in nahezu allen Parteien. Dazu trägt dann auch der irritierende gemeinsame Gastbeitrag der beiden noch amtierenden Ministerpräsidenten Woidke (SPD), Kretschmer (CDU) sowie des CDU-Kandidaten für dieses Amt in Erfurt, Voigt, entscheidend bei. Da scheint eine Morgengabe an die Wagenknecht-Partei für weitere Gespräche eine Rolle zu spielen. Wie zu hören ist, sollen beide Parteiführungen bzw. auch der Kanzler von dieser Aktion überrascht worden sein. Damit die Brandmauer zur AfD hält, werden andere Grundsätze regional aufgeweicht, um dort die Rechtsextremen von den Regierungsetagen fernzuhalten.
Nicht erst seit dieser überraschenden parteiübergreifenden Aktion ist klar: Die politische Landschaft befindet sich im Umbruch. Dieses Bewusstsein verfestigt sich ausgerechnet um den Feiertag der Deutschen Einheit, der diesmal in Schwerin mit inzwischen traditionellem Volksfest und Festakt begangen wurde. Die Reden des Bundeskanzlers und der gastgebenden Ministerpräsidentin waren unterschwellig auch von Zweifeln geprägt. „Vereint Segel setzen“ hieß das offizielle Motto in der Hauptstadt des nordöstlichen Küstenlandes. Irgendwie sind aber – politisch übertragen – stürmische Winde prägend. Wenn dann in den Nachrichtensendungen der großen Fernsehanstalten Filme darüber eingespielt werden, wie sich inzwischen das Leben in abgelegenen östlichen Dörfern mehr als 34 Jahre nach der Aufbruchstimmung des Mauerfalls abspielt, so sind Bilder und Zitate dort enttäuschend. Der Kanzler hat in Schwerin zwar gesagt: „Wir haben gemeinsam viel geschafft – unendlich viel sogar.“ Irgendwie fehlt da aber was. Jedenfalls, wenn es um politische Lösungen zum Verfassungsauftrag der „gleichwertigen Lebensverhältnisse“ in deutschen Landen geht. Das wird mit Blick auf die Bundestagswahl im nächsten September und auf die Entwicklung der angeblichen Heilsbringer am rechten und linken Rand ein zentrales Thema bleiben.
Das Bundeskabinett mit Korrekturarbeiten am Bürgergeld
In Berlin fand im politischen Betrieb derweil außer der jeweils auf Mittwoch terminierten Kabinettssitzung nicht viel Bewegendes statt. Auffällig waren da allenfalls die Korrekturen zum Bürgergeld, zu denen sich der zuständige Sozialminister Hubertus Heil wohl unter starkem Druck recht zähflüssig durchgerungen haben muss. Immerhin ist es keine zwei Jahre her, dass sich die Ampel unter seiner Regie für die Ablösung des Hartz-IV-Systems durch das Bürgergeld hat feiern lassen. Es ist schon erstaunlich, mit welchem Brustton der Überzeugung der Sozialminister die Beseitigung eigener Fehler der staunenden Öffentlichkeit präsentiert. Ein ähnliches Schicksal droht ihm, wenn jetzt noch das sogenannte Rentenpaket II durchgepeitscht wird. Es liegt wohl nicht allein am Finanzminister, dass dieses „Fundament der Ampel“ (Originalton Scholz) wegen der offenbar gewordenen Kalkulationsrisiken irgendwie stecken bleibt. Die absehbaren Belastungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber und unseren Bundeshaushalt werden immer sichtbarer.
Das wirft auch ein Licht auf die handwerkliche Zuverlässigkeit im derzeitigen Regierungsgeschäft. Sie wurde im Handelsblatt ausgerechnet vom deutschen Handwerkspräsidenten Jörg Dittrich so beschrieben: Viele Gesetze der Vergangenheit gingen „zu oft an der Lebensrealität von Betrieben und Unternehmern vorbei“. Die Wirtschaftskrise treffe nicht nur namhafte Großkonzerne wie VW oder die Exportbranche, sondern die gesamte Wirtschaft. Er ruft dazu auf, Standortchancen mehr zu nutzen. Für ihn ist die deutsche Wirtschaft demnach noch zu retten. Er verweist auf unser weltweit einzigartiges berufliches Bildungssystem und die Leistungen der Universitäten. Derweil müsse zum Beispiel das Handwerk mit Kostenschocks durch Lohnzusatzkosten leben. Der ZDH-Präsident bemerkt, ob politische Forderungen nach höheren Beiträgen für Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung wirklich als „sozial verkauft“ werden könnten. Er stellt die Frage, ob es eben noch sozial sei, wenn sich damit gleichzeitig lohnintensive Leistungen dadurch so verteuern, dass sich Geschäftsmodelle nicht mehr tragen. Er verweist auf die Folgen verlorener Jobs und geschlossener Geschäfte. Was Dittrich zum Handwerk feststellt, gilt sicher auch für andere Bereiche unserer mittelständischen Wirtschaft.
Überall im Lande machen Wildwochen jetzt Appetit
Unser Landwirtschafts- und Ernährungsminister hat schon im September die Ergebnisse einer jährlichen Untersuchung darüber präsentiert, was den Deutschen beim Essen wichtig ist und worauf sie beim Einkaufen und Kochen achten. Das Fachmagazin Falstaff hat das Ergebnis so auf den Punkt gebracht: „Das EU-Biosiegel und der Nutri-Score, der den Nährwert von Produkten kennzeichnet, gewinnen an Bedeutung – doch der Geschmack bleibt König.“ Für 99 Prozent der Befragten ist nach wie vor der gute Geschmack das wichtigste Kriterium bei der Auswahl von Lebensmitteln. Dazu gehört mein persönlicher Eindruck, dass sich alle Beteiligten in der Produktionskette von Nahrungsmitteln zunehmend darauf einstellen, was aktuell gefragt ist. Beim Ruf nach mehr Bio, fallen mir nicht nur die bekannten Trends ein, sondern insbesondere das gesunde und schmackhafte Fleisch von unserem Wild, das zunehmend auf die Tische kommt. Da gilt schon lange das Motto „Mehr Bio geht nicht“. Viele Jagdverbände bzw. ortsnahe Kreisjägerschaften und Hegeringe starten in diesen Tagen Wildwochen und besondere Aktionen dazu.
Hier einige Tipps und Beispiele in folgenden Links:
In diesem Sinne wünsche ich unseren Jägerinnen und Jägern gerade in der kommenden Zeit viel Waidmannsheil. Und allen unseren Leserinnen und Lesern besonders guten Appetit, wenn ein Stück vom Wild auf dem Speiseplan steht.
Ihr
Jost Springensguth
Redaktionsleitung / Koordination
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